4 Fragen an…Franziska Leidig

Das Feld der Fotografie ist ja allgemein sehr vielfältig: Bestes Beispiel dafür ist die (übermalte) japanische Fotografie, die ihr in Freiburg momentan im Haus der Graphik ausstellt. Vielleicht kannst Du uns skizzieren, was Deine Haupttätigkeiten im Umgang mit diesen sicherlich ungewöhnlichen Arbeiten waren?

Die Planung der Ausstellung war natürlich schon weit fortgeschritten als ich meine Arbeit in Freiburg aufgenommen habe. Es hat mich aber sehr gefreut, dass sich eine der ersten Ausstellungen, die ich hier konservatorisch betreue, der Fotografie widmet. Wenn auch der zeitliche und materialtechnische Sprung von zuletzt zeitgenössischen hin zu diesen historischen Werken riesig war. Die handkolorierten Reisefotografien sind wirklich sehr eindrücklich und glücklicherweise gut erhalten. Im Wesentlichen mussten die rund 100 Abzüge montiert und gerahmt werden. Da die Fotopapiere zum größten Teil sehr dünn und entsprechend empfindlich sind, war es entscheidend bei der Montierung möglichst wenig Feuchtigkeit einzubringen. Andere Abzüge sind wiederum stark deformiert und mussten entsprechend aufwendiger bearbeitet werden. Nicht zuletzt wird ein etwa 6 Meter langes Leporello gezeigt, dessen Stützen ich vorbereitet habe. Anfang Januar wird die Ausstellung einmal komplett gewechselt. Das hat natürlich konservatorische Gründe, es ist aber davon abgesehen sehr schön, dass durch die insgesamt sechsmonatige Laufzeit beinahe alle Abzüge diese Art aus dem Fotoarchiv der ethnologischen Sammlung gezeigt werden können.

Wenn an dieser Stelle etwas Werbung erlaubt ist – ein Besuch lohnt sich sehr, sollte man im Süden des Landes unterwegs sein.

Gibt es zwei, drei Bücher, die Du in Deinem Alltag ständig konsultierst, also quasi „Bibeln“ der Restaurierung? Und welches noch nicht publizierte Buch würdest Du gern einmal lesen?

Es gibt tatsächlich einige, ja. Dadurch dass sich die Schwerpunkte meiner restauratorischen Arbeit etwas verschoben haben, sind es jetzt wieder andere Bücher als es noch Anfang des Jahres gewesen wären. Wenn ich aber die Fachbücher nenne, die ich zuletzt am häufigsten in der Hand hatte und die ich durchaus als eine Art „Bibel“ bezeichnen würde, wären es “Photographs of the Past: Process and Preservation” von Bertrand Lavedrine und aus dem allgemeineren Feld der Papierrestaurierung “Papier und Wasser” von Gerhard Banik und Irene Brückle. Es gibt aber wie gesagt noch so viele tolle Fachliteratur mehr.

Ich denke aus dem musealen Kontext gesprochen, würde ich gerne mehr über den aktuellen Umgang mit konservatorischen Standards und deren Umsetzung lesen. Gerade unter Berücksichtigung von Aspekten wie Nachhaltigkeit muss teilweise ein Umdenken stattfinden, da sind natürlich auch wir Restaurator*innen in der Pflicht unseren Beitrag zu leisten. Dahingehend passiert bereits viel und ich freue mich auf fachlichen Austausch, der vielleicht auch in neue „Bibeln“ der Restaurierung mündet.

Das Thema der Konservierung taucht ständig in der Diskussion um ein deutsches Foto-Institut auf: Was würdest Du von einem solchen Institut inhaltlich erwarten?

Das Foto-Institut sollte vor allem Auslaufstelle für Forschung rund um konservatorische, kunstwissenschaftliche und materialspezifische Fragestellungen sein. Im Grunde benötigt es dort genau die Ressourcen, die Museen und Archive in diesem Bereich leider viel zu selten aufbringen können – ausreichend Personal, Zeit und natürlich entsprechende Möglichkeit zur tatsächlich wissenschaftlichen Untersuchung von und an fotografischen Materialien – zeitgenössisch wie historisch.

Welche Ausstellung hat Dich in den letzten Jahren so richtig umgehauen, sprich: begeistert? 

Für mich war die Ausstellung “True Pictures?” in den letzten Jahren auf eine Art sehr bedeutend. Kurz nach meinem Studienabschluss war es beinahe überwältigend die Bandbreite an fotografischen Techniken und Materialien, die in der Ausstellung zusammengekommen sind, konservatorisch mitbetreuen zu dürfen. Ich erinnere mich besonders gerne an die Positionen von Walead Beshty und Liz Deschenes zurück.

Mit bestem Dank an…

Franziska Leidig

…ist Restauratorin für Grafik- und Fotografie an den Städtischen Museen Freiburg

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